Magazin Einblicke - Flipbook - Page 23
Im Alter dauert es oft länger, bis man nach einem Unfall oder einer Erkrankung wieder auf den Beinen ist. Während eines Temporäraufenthalts können
ältere Menschen wieder zu Kräften kommen, um mit der stabilisierten Gesundheit und dem nötigen Selbstvertrauen den Alltag zu Hause wieder selbstständig zu bewältigen.
Text: Susanna Heckendorn, Bilder: Mareycke Frehner
Ein geplanter Eingriff, eine Krankheit oder ein Unfall
können unverhofft zu einem Aufenthalt im Spital führen.
Dort kümmern sich rund um die Uhr Fachpersonen um
die Patientinnen und Patienten. Häu昀椀g fühlt man sich
beim Verlassen des Spitals stark und bereit für den Alltag. Doch wieder zu Hause muss man einsehen, dass die
täglichen Herausforderungen zu gross sind für die noch
geschwächte Gesundheit. Altersbedingte Einschränkungen
wie Schwindel und Gangunsicherheit oder ein geschwächter Allgemeinzustand können zu gefährlichen Situationen
im Alltag führen. Ein vorübergehender Temporäraufenthalt, mit ärztlicher, p昀氀egerischer und therapeutischer Behandlung und Betreuung, kann den Gesundheitszustand
wieder so weit stabilisieren, dass eine Rückkehr nach
Hause möglich wird.
Ein Aufenthalt in der Temporärabteilung ist auf drei
Monate beschränkt. In dieser Zeit können Seniorinnen
und Senioren, unterstützt durch die P昀氀ege, spezialisierte Therapien und mit ärztlicher Betreuung, wieder zu
Kräften kommen, Sicherheit für den Alltag gewinnen und
ihre Fähigkeiten für den Alltag zu Hause trainieren. Der
Aufenthalt ist individuell auf die jeweiligen Bedürfnisse
zugeschnitten, es wird ein persönlicher Therapieplan ausgearbeitet.
Bereits beim Eintritt wird der Austritt zusammen mit den
engsten Bezugspersonen vorausschauend geplant und es
werden die entsprechenden Ziele de昀椀niert. Der regelmässige Austausch zwischen Patient:innen, Angehörigen und
dem Behandlungsteam ist die Basis für eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe und einen guten Informations昀氀uss.
Wenn sich im Laufe des Aufenthalts zeigt, dass im Anschluss ambulante P昀氀ege und Unterstützung im Alltag notwendig sind, werden alle nötigen Dienstleistungen schon
vor dem Austritt organisiert.
«Ich fühle mich hier gut betreut.»
Nach einem Sturz musste Klara Izzi operiert werden und
erhielt eine Prothese im Oberarm. Nach dem Spitalaufenthalt kam sie für einen Temporäraufenthalt ins Alterszentrum Oberi. Die 84-Jährige wohnt in unmittelbarer Umgebung in einer Alterswohnung und war schon vor einem
Jahr nach einem Armbruch hier. Daher kannte sie sich
aus und war froh, sich hier erholen zu können. Dreimal
wöchentlich erhielt sie Physio- und zweimal Ergotherapie –
es ging ihr rasch besser. Die Kompetenz der Mitarbeitenden sei spürbar, alle seien sehr feinfühlig und man
werde ernst genommen. «Man ist sehr gut versorgt und
ich fühlte mich gut betreut», sagt Klara Izzi. Inzwischen ist
sie wieder zu Hause, kann alle Hausarbeiten wieder selbst
erledigen und geht auch zu Fuss einkaufen. Zudem geht
sie jeden Tag eine Stunde spazieren.
Ein anspruchsvoller Übergang
Es kommt oft vor, dass sich während eines nur als vorübergehend vorgesehenen Aufenthalts zeigt, dass eine
Rückkehr in die bisherige Umgebung nicht mehr möglich
ist. Sei es, weil die Kräfte zu stark nachgelassen haben,
die Unsicherheit zu gross ist oder weil eine umfassendere
Betreuung und P昀氀ege nötig ist, als sie durch die SpitexAngebote abgedeckt werden könnte. Meist realisieren
die Patientinnen und Patienten mit der Zeit selbst, dass
eine Rückkehr nicht realistisch ist. Auch schätzen sie den
Komfort und vor allem die Sicherheit, die ihnen in einem
Alterszentrum geboten werden.
Einfach ist eine solche Entscheidung nie, das weiss
Ha昀椀ze Makshana, Wohngruppenleiterin im Alterszentrum Adlergarten, aus langjähriger Erfahrung. Während
eines Temporäraufenthalts im Alterszentrum Adlergarten
werden die Ressourcen der Patientinnen und Patienten
laufend erfasst, die Fortschritte werden täglich im Team
besprochen. Das Ziel ist immer die Rückkehr nach Hause,
zentral ist dabei der Wille, an der Therapie mitzuwirken.
Manchmal genügt aber auch der stärkste Wille nicht
mehr. An den regelmässigen Standortgesprächen sind
neben den Bewohnenden und deren Angehörigen auch
P昀氀ege, Arztperson und Therapeut:innen beteiligt. Ist kein
Fortschritt mehr möglich, wird die Situation im Gespräch
thematisiert. Wenn es Platz hat, ist ein Wechsel in die stationäre Langzeitp昀氀ege am Standort möglich. «Es tut weh,
wenn sich jemand vom Gedanken an die Rückkehr nach
Hause verabschieden muss», sagt Ha昀椀ze Makshana.
Es bedeutet für diese Menschen nicht nur, Abschied zu
nehmen von der vertrauten Umgebung, sie müssen ihre
Wohnung au昀氀ösen und sich von vielem Liebgewordenen
trennen – ein schwieriger Prozess. Viele leiden dann
auch unter starkem Heimweh, die P昀氀ege- und Betreuungspersonen leisten in einer solchen Phase sehr viel
Beistands- und Beziehungsarbeit. Besonders anspruchsvoll ist eine solche Situation für Menschen mit einer
Demenzerkrankung.
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